Vor 30
Jahren, im Juli 1982, ist die Straßenbahnstrecke in den damals
größten Frankfurter
Stadtteil Neuberesinchen fertig gestellt und dem Linienverkehr
übergeben worden.
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Ab 1976 galt es, den neuen, für 25.000 Einwohner geplanten Stadtteil
Neuberesinchen verkehrlich zu erschließen. Die topografischen
Besonderheiten des Gebietes erforderten zukunftsträchtige Lösungen zur
Anbindung an das Stadtgebiet. Zuerst wurde der Schluchtweg „Hinter dem
Lutherstift“ 1976/77 zur stark ansteigenden „Straße des Roten Oktober“
(heute
Johann-Eichorn-Straße) ausgebaut. Die seitlich dieser Straße liegenden
Flächen mussten terrassenhaft, zum Teil mit Stützmauern, erschlossen und
vor
allem für eine künftige Straßenbahn nutzbar gemacht werden.
Die
Neubaustrecke sollte künftig auch den Bahnhof effektiver an das Netz
anbinden. Bis dato endete ein Gleis aus dem Zentrum stumpf vor dem
Bahnhofsgebäude. Um den Bahnhofstunnel von der Höhe her
straßenbahntauglich zu gestalten, musste das Straßenniveau im Tunnel
abgesenkt werden.
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Mit dem Streckenneubau auf
einem straßenunabhängigen Bahnkörper plante man gleichzeitig
auch eine Entfernung der
Straßenbahngleise aus der Wilhelm-Pieck-Straße (heute Leipziger Straße).
Wegen des zunehmenden
Kfz-Verkehrs sollte die Straße Teil einer vierspurig auszubauenden Nord-
Süd-Haupterschließungs-Trasse werden.
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Hinter der Großen Müllroser
Straße wurde in Richtung Süden ein Gleisdreieck eingeplant. Nach
rechts zweigt die neue
Trasse zum Friedhof und zur Kopernikusstraße ab, nach links die künftige
Strecke nach Neuberesinchen. Das Bild
zeigt die Bauarbeiten im Jahre 1980.
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In Altberesinchen musste
für die Strecke eine regelrechte Schneise durch vorhandene Wohnbebauung
geschlagen werden. So
manches Gründerzeit-Wohnhaus wich dabei der neuen Straßenbahntrasse. Im
Bild ist der Bereich
Fürstenberger-/Görlitzer Straße zu sehen, wo ein ganzes Häusercarré
verschwand.
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Ein Schwerpunkt der
Anbindung der Neubaustrecke im Bereich Altberesinchen war der Bau der
Straßenbahnbrücke über die
künftige vierspurige Haupterschließungstrasse. Oberste Prämisse war, den
Straßenbahnbetrieb während
des Baus so lange wie möglich aufrecht zu erhalten. Im Bild: eingleisige
Vorbeifahrt einer Linie 4
von der Kopernikusstraße zum Stadion an der Baustelle für die
Brückenrampen in
der Wilhelm-Pieck-Straße im Jahre 1980.
Die Brücke liegt hier bereits in ihren Widerlagern.
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Belastungsprobe und
Messungen mit vier Triebwagen im September 1980 auf der neuen
Straßenbahnbrücke an der
Wilhelm-Pieck-/Ecke Heinrich-Hildebrand-Straße wenige Tage vor Eröffnung
der Neubaustrecke
Bahnhofstraße – Dresdener Straße – Friedhof.
Der Straßenbahnverkehr aus
Richtung Zentrum über die alte Strecke in der Wilhelm-Pieck-Straße
wurde so lange wie möglich
aufrecht erhalten und endete zu diesem Zeitpunkt am südlichen
Brückenkopf (siehe
Straßenbahnwagen links unten). Das Gleis aus Richtung Kopernikusstraße
ist hier
bereits an die Neubaustrecke angebunden,
jedoch noch nicht offiziell in Betrieb.
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Nach der Eröffnung der
Friedhofsanbindung gingen die Arbeiten nach Neuberesinchen zügig voran.
Im
September 1981 konnte der
erste, 2.350 Meter Gleis umfassende Abschnitt eröffnet werden. Die
Fahrt der Linie 1 von und
zum Stadion endete vorerst an der Haltestelle Wintergarten. Die Züge
kehrten dort wegen einer
fehlenden Wendeschleife in einem Stumpfgleis (im Hintergrund). Hierfür
waren ausschließlich
Zweirichtungswagen nötig. Der Wagen 28 im Bild verkehrt übrigens heute
noch
unter der Nummer 802 mit beliebten
Museumsfahrten im Chemnitzer Straßenbahnnetz.
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Die Neubaustrecke zwischen
Wintergarten und Georgi-Dimitroff-Allee (heute Mühlenweg) neben
einer Baumreihe der
früheren Güldendorfer Straße. Die Wohnbauten rechts der Strecke befanden
sich damals erst im Aufbau
bzw. noch in Planung. Die Ironie des Schicksals: die meisten Bauten dort
sind inzwischen wieder abgerissen und es
sieht heute fast genauso aus.
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Anfang Juli 1982 war es
dann soweit, die restliche Strecke nach Neuberesinchen war fertig
gestellt
und die Fahrt ging bis zur
Endstelle an der heutigen Thomasiusstraße. Im Bild der Eröffnungszug in
der
nagelneuen Wendeschleife Neuberesinchen,
damals noch frei von jedem Baumbewuchs.
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Die Wendeanlage
Neuberesinchen wurde großzügig mit einer dreigleisigen Aufstellanlage
zum Kreuzen
mehrerer Linien versehen.
Für kleine Straßenbahnreparaturen vor Ort gab es eine Grube im linken
Gleis.
Sie besitzt heute jedoch keine Funktion
mehr und wurde vor vielen Jahren verfüllt.
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An der neuen Endhaltestelle
Neuberesinchen steht der festlich geschmückte Eröffnungszug zur
Rückfahrt in
das Zentrum der Stadt bereit.
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Mit dem Streckenneubau
wurde zwischen der Endstelle Neuberesinchen und der Haltestelle
Dimitroffallee
(Mühlenweg) in Vorleistung
für ein neues Straßenbahndepot bereits ein Abzweig dorthin in Form eines
Gleisdreiecks eingefügt.
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Das neue Depot ging mit
einer ersten Ausbaustufe im Herbst 1988 in Betrieb. Bis dahin wurde
wegen
des akuten Platzmangels im
Depot Bachgasse auch im Freien abgestellt, wie hier am neuen
Gleisdreieck Dimitroffallee.
Wegen drohender Vandalismusschäden an den Fahrzeugen brauchte sich
damals noch niemand Sorgen zu machen.
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Der Bevölkerungsrückgang
nach der Wende ließ die Zahl der Einwohner in Neuberesinchen bis heute
auf etwa 9.000 schrumpfen.
Bleibt zu hoffen, dass die Straßenbahn in Neuberesinchen, wie auch in
ganz Frankfurt (Oder) eine
gesicherte Zukunft haben wird.
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© Text/Gestaltung: Ralf Großkopp, Bilder: Großkopp und
Archivmaterial |