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SONDERSEITE - 30 Jahre Straßenbahn nach Neuberesinchen

(1982 - 2012)

 
 

 

Vor  30  Jahren, im Juli 1982, ist die Straßenbahnstrecke in den damals 

größten Frankfurter Stadtteil Neuberesinchen fertig gestellt und dem Linienverkehr

übergeben worden.

 

 

Ab 1976 galt es, den neuen, für 25.000 Einwohner geplanten Stadtteil

Neuberesinchen verkehrlich zu erschließen. Die topografischen

Besonderheiten des Gebietes erforderten zukunftsträchtige Lösungen zur

Anbindung an das Stadtgebiet. Zuerst wurde der Schluchtweg „Hinter dem

Lutherstift“ 1976/77 zur stark ansteigenden „Straße des Roten Oktober“

(heute Johann-Eichorn-Straße) ausgebaut. Die seitlich dieser Straße liegenden

Flächen mussten terrassenhaft, zum Teil mit Stützmauern, erschlossen und

vor allem für eine künftige Straßenbahn nutzbar gemacht werden.

Die  Neubaustrecke sollte künftig auch den Bahnhof effektiver an das Netz

anbinden. Bis dato endete ein Gleis aus dem Zentrum stumpf vor dem

Bahnhofsgebäude. Um den Bahnhofstunnel von der Höhe her

straßenbahntauglich zu gestalten, musste das Straßenniveau im Tunnel

abgesenkt werden.

 

 
 

Mit dem Streckenneubau auf einem straßenunabhängigen Bahnkörper plante man gleichzeitig

auch eine Entfernung der Straßenbahngleise aus der Wilhelm-Pieck-Straße (heute Leipziger Straße).

Wegen des zunehmenden Kfz-Verkehrs sollte die Straße Teil einer vierspurig auszubauenden Nord-

Süd-Haupterschließungs-Trasse werden.

 

 

Hinter der Großen Müllroser Straße wurde in Richtung Süden ein Gleisdreieck eingeplant. Nach

rechts zweigt die neue Trasse zum Friedhof und zur Kopernikusstraße ab, nach links die künftige

Strecke nach Neuberesinchen. Das Bild zeigt die Bauarbeiten im Jahre 1980.

 

 
 

In Altberesinchen musste für die Strecke eine regelrechte Schneise durch vorhandene Wohnbebauung

geschlagen werden. So manches Gründerzeit-Wohnhaus wich dabei der neuen Straßenbahntrasse. Im

Bild ist der Bereich Fürstenberger-/Görlitzer Straße zu sehen, wo ein ganzes Häusercarré verschwand.

 

 

Ein Schwerpunkt der Anbindung der Neubaustrecke im Bereich Altberesinchen war der Bau der

Straßenbahnbrücke über die künftige vierspurige Haupterschließungstrasse. Oberste Prämisse war, den

Straßenbahnbetrieb während des Baus so lange wie möglich aufrecht zu erhalten. Im Bild: eingleisige

Vorbeifahrt einer Linie 4 von der Kopernikusstraße zum Stadion an der Baustelle für die Brückenrampen in

der Wilhelm-Pieck-Straße im Jahre 1980. Die Brücke liegt hier bereits in ihren Widerlagern.

 

 

Belastungsprobe und Messungen mit vier Triebwagen im September 1980 auf der neuen

Straßenbahnbrücke an der Wilhelm-Pieck-/Ecke Heinrich-Hildebrand-Straße wenige Tage vor Eröffnung

der Neubaustrecke Bahnhofstraße – Dresdener Straße – Friedhof.

Der Straßenbahnverkehr aus Richtung Zentrum über die alte Strecke in der Wilhelm-Pieck-Straße

wurde so lange wie möglich aufrecht erhalten und endete zu diesem Zeitpunkt am südlichen

Brückenkopf (siehe Straßenbahnwagen links unten). Das Gleis aus Richtung Kopernikusstraße ist hier

bereits an die Neubaustrecke angebunden, jedoch noch nicht offiziell in Betrieb.

 

 
 

Nach der Eröffnung der Friedhofsanbindung gingen die Arbeiten nach Neuberesinchen zügig voran. Im

September 1981 konnte der erste, 2.350 Meter Gleis umfassende Abschnitt eröffnet werden. Die

Fahrt der Linie 1 von und zum Stadion endete vorerst an der Haltestelle Wintergarten. Die Züge

kehrten dort wegen einer fehlenden Wendeschleife in einem Stumpfgleis (im Hintergrund). Hierfür

waren ausschließlich Zweirichtungswagen nötig. Der Wagen 28 im Bild verkehrt übrigens heute noch

unter der Nummer 802 mit beliebten Museumsfahrten im Chemnitzer Straßenbahnnetz.

 

 

Die Neubaustrecke zwischen Wintergarten und Georgi-Dimitroff-Allee (heute Mühlenweg) neben

einer Baumreihe der früheren Güldendorfer Straße. Die Wohnbauten rechts der Strecke befanden

sich damals erst im Aufbau bzw. noch in Planung. Die Ironie des Schicksals: die meisten Bauten dort

sind inzwischen wieder abgerissen und es sieht heute fast genauso aus.

 

 

Anfang Juli 1982 war es dann soweit, die restliche Strecke nach Neuberesinchen war fertig gestellt

und die Fahrt ging bis zur Endstelle an der heutigen Thomasiusstraße. Im Bild der Eröffnungszug in der

nagelneuen Wendeschleife Neuberesinchen, damals noch frei von jedem Baumbewuchs.

 

 

Die Wendeanlage Neuberesinchen wurde großzügig mit einer dreigleisigen Aufstellanlage zum Kreuzen

mehrerer Linien versehen. Für kleine Straßenbahnreparaturen vor Ort gab es eine Grube im linken Gleis.

Sie besitzt heute jedoch keine Funktion mehr und wurde vor vielen Jahren verfüllt.

 

 

An der neuen Endhaltestelle Neuberesinchen steht der festlich geschmückte Eröffnungszug zur Rückfahrt in

das Zentrum der Stadt bereit.

 

 

Mit dem Streckenneubau wurde zwischen der Endstelle Neuberesinchen und der Haltestelle Dimitroffallee

(Mühlenweg) in Vorleistung für ein neues Straßenbahndepot bereits ein Abzweig dorthin in Form eines

Gleisdreiecks eingefügt.

 

 

Das neue Depot ging mit einer ersten Ausbaustufe im Herbst 1988 in Betrieb. Bis dahin wurde wegen

des akuten Platzmangels im Depot Bachgasse auch im Freien abgestellt, wie hier am neuen

Gleisdreieck Dimitroffallee. Wegen drohender Vandalismusschäden an den Fahrzeugen brauchte sich

damals noch niemand Sorgen zu machen.

 

 

Der Bevölkerungsrückgang nach der Wende ließ die Zahl der Einwohner in Neuberesinchen bis heute

auf etwa 9.000 schrumpfen. Bleibt zu hoffen, dass die Straßenbahn in Neuberesinchen, wie auch in

ganz Frankfurt (Oder) eine gesicherte Zukunft haben wird.

 

© Text/Gestaltung: Ralf Großkopp, Bilder: Großkopp und Archivmaterial

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